Zusammenfassung des Kommuniqués der Friedensgemeinde San José de Apartadó vom 12. Jänner 2022 zur Ermordung des sozialen Führers Huber Velásquez. Die Friedensgemeinde veranstaltete anlässlich dieses Verbrechens am 23. Dezember 2021 einen „Marsch für das Leben“ zum Haus von Huber.
Am 17. Dezember 2021 wurde der soziale Führer und Freund der Friedensgemeinde, Huber Velásquez, im Dorf La Balsa, das nahe an der Bezirkshauptstadt Apartadó liegt, ermordet. Es handelt sich nicht um einen der vielen Gewaltakte, die zur „Normalität“ in der Region dazugehören und an die sich die Bevölkerung nach Jahrzehnten des Terrors gewöhnt hat. Vielmehr zeigt der Mord auf, wie umfassend und tiefgreifend die paramilitärisch Herrschaft in der Region bereits gediehen ist.
Hintergrund des Mordes war die Pflasterung einer zwei Kilometer langen Straße zwischen Apartadó und San José. Eine Gruppe von Einwohner*innen des Dorfes La Balsa beschloss, den Bau zu überprüfen und stieß auf jede Menge Korruption: beschädigte und nicht wieder reparierte Häuser, ungeeignetes Material, sehr schlechte Qualität der Arbeiten trotz hoher Kosten. Huber Velásquez prangerte diese Missstände öffentlich an und wurde von einem achtköpfigen paramilitärischen Kommando brutal ermordet. Umso erschreckender ist auch der Umstand, dass junge Burschen aus La Balsa für die Durchführung des Mordes den Verkehr auf der Straße in beide Richtungen lahmlegten.
Über den Mord legt sich nun ein Mantel des Schweigens. Denn die Einwohner*innen der Region wissen, dass sie sich in Lebensgefahr begeben, wenn sie dieses Schweigen brechen. Immerhin werden mehrere Morde der letzten Jahre in der Region darauf zurückgeführt, dass die Opfer paramilitärische Befehle nicht befolgten.
Es kursiert das Gerücht, dass der Gemeinderat die Zerstörung von Hubers Haus angeordnet hat. Wie in anderen Terrorregimen auch, soll damit offensichtlich die Erinnerung an die Opfer des Terrors ausgelöscht werden. Die Botschaft kann nicht deutlicher sein: Die Paramilitärs haben das Sagen, und wer nicht gehorcht, riskiert das eigene Leben.
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Forderungen:
Die Region zählt zu den so genannten PDETs (Entwicklungsprogramm mit territorialem Ansatz), zu denen die internationale Gemeinschaft enorme Summen beigesteuert hat. Diese internationale Gemeinschaft ist nun aufgefordert, eine umfassende Prüfung der Ausgaben für die Straßenpflasterung durchzuführen. Ebenso müssen die Ausgaben des Büros des Bürgermeisters geprüft werden. In der Bevölkerung gibt es Gerüchte, dass Bürgermeister Cañizalez in den Mord an Huber verwickelt ist, da seine Sympathie für paramilitärische Strukturen allgemein bekannt ist. Es wird gefordert, dass ein unabhängiges internationales Gremium diese Vorwürfe und Gerüchte überprüft, denn die staatlichen Kontrollorgane sind, bei genauerer Betrachtung, von der Regierung korrumpiert.