Seit seiner Gründung 1914 ist eines der Hauptanliegen des Internationalen Versöhnungsbundes der Einsatz gegen Krieg und Gewalt sowie der Aufbau einer aktiven Friedenspolitik auf nationaler und internationaler Ebene. Dieses Engagement für einen Frieden mit friedlichen Mitteln wird im Österreichischen Versöhnungsbund auf vielfältige Weise verwirklicht und umfasst einerseits ein klares NEIN zu kriegerischer, militärischer Gewalt, andererseits ein ebenso entschiedenes JA zur Verwirklichung ziviler, gewaltfreier Alternativen bei der Überwindung von Unrecht und Gewalt und bei der Bearbeitung von Konflikten auf der gesellschaftlichen und politischen Ebene.
Der Versöhnungsbund fördert eine aktive, gewaltfreie Friedenspolitik in Österreich, der Europäischen Union und darüber hinaus. Darunter verstehen wir eine pazifistische Außen- und Innenpolitik, die die Teilnahme an Kriegen strikt ablehnt, umfassende Abrüstungselbst durchführt und international einfordert und in Konflikten deeskalierend wirkt und vermittelt.
Ein NEIN zum Krieg impliziert auch ein NEIN zu (Auf-)Rüstung und den Einsatz für Abrüstungsmaßnahmen und Demilitarisierungsschritte. Der Österreichische Versöhnungsbund engagiert sich hier v.a. in folgenden Bereichen:
Für eine aktive Friedenspolitik ohne Heer
Anlässlich der Debatten um Wehrpflicht bzw. Berufsheer beschloss der Versöhnungsbund eine Stellungnahme für eine aktive, gewaltfreie Friedenspolitik ohne Heer (Jänner 2011 – zur Stellungnahme) und initiierte im Vorfeld der Volksbefragung im Jänner 2013 eine parlamentarische BürgerInneninitiative „für die Abschaffung des Bundesheeres und eine aktive Friedenspolitik“ (November 2012 – zur BürgerInneninitiative), die von über 3500 Personen unterstützt wurde.
Diese BI war in erster Linie als „Vehikel“ für den Transport des Anliegens einer „dritten Alternative“ neben Berufsheer und Wehrpflicht gedacht und diente somit der Verdeutlichung dessen, wie eine aktive Friedenspolitik Österreichs in Grundzügen ausschauen könnte. Die Erhaltung der österreichischen Neutralität (im Gegensatz zur Teilnahme an Militärbündnissen) sowie die Teilnahme an Demonstrationen und Aktionen gegen aktuelle Kriege sind weitere Aktivitäten in diesem Bereich.
Für Abrüstung und Demilitarisierung
Ein NEIN zum Krieg impliziert auch ein NEIN zu (Auf-)Rüstung und den Einsatz für Abrüstungsmaßnahmen und Demilitarisierungsschritte. Der Österreichische Versöhnungsbund engagiert sich hier v.a. in folgenden Bereichen:
Abschaffung von Atomwaffen
Insbesondere rund um die Preparatory Committees zum Nichtweiterverbreitungsvertrag für Atomwaffen in Wien sowie der Internationalen Konferenz über die humanitären Auswirkungen von Atomwaffen hat der Versöhnungsbund an Aktivitäten von NGOs und an Jugenddelegationen teilgenommen und veranstaltet. Der Versöhnungsbund ist Mitglied in den Netzwerken von Abolition 2000* und der Internationalen Kampagne für die Abschaffung von Atomwaffen*, beteiligt sich regelmäßig an den Aktionen zum Hiroshimatag sowie an Aktionstagen von ICAN und führt Gespräche mit Diplomat*innen über österreichische Positionen in der globalen Abrüstungsdebatte.
Rüstungskontrolle und Rüstungsexporte
Der VB arbeitet in der „Control Arms Campaign“* mit und meldet sich regelmäßig mit Stellungnahmen zu Rüstungsfragen und gesetzlichen Rahmenbedingungen für Rüstungsproduktion und -exporte auf österreichischer und europäischer Ebene zu Wort.
Militarisierung der EU
Die Rolle Österreichs im Rahmen der EU (Neutralität vs. Gemeinsame Sicherheits- und Verteidigungspolitik), der NATO („Partnerschaft für den Frieden“) und der Vereinten Nationen.
Eine aktive Friedenspolitik kann heutzutage nicht mehr allein im nationalen Kontext gesehen werden. Deshalb nehmen wir auch Stellung, wenn es um drohende Militarisierungsschritte der EU (z.B. „Battle groups“, Rüstungsagentur), um (geplante) militärische Interventionen (u.a. unter dem Stichwort „R2P/Schutzverantwortung“) oder um die Mitwirkung in Militärbündnissen (NATO – Partnerschaft für den Frieden) geht. Am UNO-Standort Wien stellen wir einen Vertreter für den Internationalen Versöhnungsbund, der beratenden Status bei UN und UNESCO hat. V.a. die Mitarbeit im „NGO Committee on Peace“ stellt eine Möglichkeit dar, die Anliegen einer aktiven Friedenspolitik immer wieder ins Gespräch zu bringen. Neben dem traditionellen Thema des Rechts auf Kriegsdienstverweigerung aus Gewissensgründen spielt dabei auch das Ziel 16 (Förderung friedlicher und inklusiver Gesellschaften für nachhaltige Entwicklung) der neuen UN-Entwicklungsagenda eine wichtige Rolle.