Drohungen gegen die Menschenrechtsverteidigerin Maria Eugenia Mosquera Riascos

Nach den Drohungen, die die Menschenrechtsverteidigerin María Eugenia Mosquera erhalten hat, sind wir, die unterzeichnenden Organisationen dieses Communiqués,  in große Sorge um das Leben und die persönliche Integrität von María Eugenia Mosquera.

Gestern, 07. Januar nachmittags erhielt Maria Eugenia Mosquera zwischen 12:04 und 15:52  mehrere Whatsapp Nachrichten von der Nummer +57 304 201 4754 von jemandem, der sich  als Teil „der Gruppe in der Region“, bezeichnet, „wir sind die Jungs, die kommen, um dich zu holen, mach so weiter und du wirst schon sehen“, „lass dich besser nicht erwischen, die die du spioniert hast, dafür gibt es keine Erbarmen“,  und schließlich folgendes kundtut: „wir haben drei Jungs, die dich aufmerksam beobachten“.

bedrohende Nachrichten

Maria Eugenia Mosquera begleitet seit über 10 Jahren kollektive Prozesse an der Pazifikküste Kolumbiens. Kürzlich, zwischen dem 23. November 2020 und 2. Januar 2021, begleitete sie  kollektive Prozesse im Rahmen des kollektiven Landrückgabeprozesses des afrokolumbianischen Gemeinderates (consejo comunitario) von La Esperanza im Distrikt Buenaventura.

Weiters sammelte sie für einen Bericht an die Wahrheitskommission Zeugenaussagen von Führungspersönlichkeiten des afrokolumbianischen Gemeinderates (consejo comunitario) des Flusses Naya über die Auswirkungen des bewaffneten Konfliktes in ethnischen Gemeinden. Zudem half sie bei der Charakterisierung und Aktivierung der Prozesse der Sucheinheit vermisster (Unidad de Búsqueda de Personas dadas por Desaparecidas-UBPDP). In Buenaventura Stadt begleitete und dokumentierte sie auch Fälle von Zwangsrekrutierungen durch bewaffnete Gruppierungen.

Maria Eugenia Mosquera ist Teil des Begleiter*innenteams von FOR Peace Presence, der Nationalen Ethnischen Friedenskoordination (Coordinación Étnica Nacional de Paz – CENPAZ); Arbeitskreis für Frieden und Gewaltfreiheit der großen Allianz CONVIDA 20 (la Gran Alianza CONVIDA 20) und ist Obfrau des Vereins Kolumbianische Gemeinden, die von den Territorien aus Frieden aufbauen (Asociación Comunidades Construyendo Paz en Colombia- CONPAZCOL).

Die Tat ist den Drohungen gegen Mitglieder der Bewegung Bürgerstreik (Paro Civico) zuzuordnen, im Speziellen Mitgliedern des Arbeitskreises für Zugang zu Justiz, Opfer, Sicherheit und Erinnerung, dem Maria Eugenia Mosquera angehört. Zu diesen Drohungen gehören auch die Einschüchterungen von Mitgliedern des afrokolumbianischen Gemeinderates (consejo comunitario) von La Esperanza. Inmitten der Verschärfung der Gewalt in Buenaventura wurden am 30. Dezember 2020, an einem einzigen Tag 6 Personen von den bewaffneten Gruppierungen ermordet, denen auch die die Zwangsrekrutierungen anzurechnen sind und  die mit der Verbreitung von Angst Kontrolle über die Stadt auszuüben versuchen. Dazu kommen verschiedene erpresserische Aktivitäten, die als sogenannte soziale „Säuberung“ des Distrikts bezeichnet werden.

FORDERUNGEN:

  1. An das Innenministerium, Justizministerium, die Abteilung für nationalen Schutz (UNP) und das zugehörige Komitee der Risikoeinschätzung und Empfehlungen (CERREM): Eine Revision der aktuellen Schutzmassnahmen (kugelsichere Weste und Mobiltelefon) für die Menschenrechtsverteidigerin und eine adäquate Verstärkung der Schutzmaßnahmen, die unwiederbringliche Verletzungen ihres Lebens und ihrer persönlichen Integrität verhindern.
  2. An die Generalstaatsanwaltschaft: Eine dringende Aufklärung der Herkunft der Kommunikation durch die Nummer +57 3042014754 und eine Untersuchung zur Identifizierung der materiellen und intellektuellen Verantwortlichen der Drohung gegen die Menschenrechtsverteidigerin.
  3. An den Ombudsmann: Eine Aktivierung der institutionellen Strategie integraler Aktivitäten die die Rechte von Menschenrechtsverteidiger*innen, sozialer Führungspersönlichkeiten und ihrer Organisationen und Kollektive in Kolumbien zu garantieren sucht, „ESTAMOS CONTIGO“, und eine Herausgabe einer Frühwarnung über die Situation im kolumbianischen Pazifik, die diese Drohung beinhaltet, um zu verhindern, dass die Drohung in die Tat umgesetzt wird; weiters eine effiziente Wahrnehmung der Rolle des Ombudsmanns in der Suche nach Gerechtigkeit in diesem Fall, durch Monitoring der Untersuchungen der Staatsanwaltschaft und seiner Koordinationsrolle mit den Instituten des CERREM um die Schutzmassnahmen für Maria Eugenia zu stärken.

Mit Besorgnis,
FOR Peace Presence
forppcolombia@gmail.com

Comunidades Construyendo Paz en Colombia, CONPAZCOL
conpazcol@gmail.com

Coordinación Étnica Nacional de Paz, CENPAZ
cenpazcolombia@gmail.com