Am 8. Juli begleiteten wir die Friedensgemeinde von San José de Apartadó zur Gedenkfeier eines Massakers, das von Paramilitärs auf dem Siedlungsgebiet von La Unión trotz der Anwesenheit des staatlichen Militärs begangen wurde. Sechs junge Männer kamen dabei ums Leben. Nur wenige Monate vor dem Massaker war das Dorf nach einer erzwungenen Vertreibung wieder zurückgekehrt.
Am 8. Juli 2000, nach einer starken Militarisierung in der Gemeinde, betraten 20 vermummte, bewaffnete Männer die Siedlung La Unión. Zuerst zerstörten sie alle Telefonverbindungen, dann versammelten sie die ganze Gemeinschaft in der Mitte des Dorfes. Sie fragten, wer die Anführer:innen seien, aber die Gemeinschaft antwortete nur:
„Wir alle sind Führungspersönlichkeiten.“
Die Gruppe der bewaffneten Vermummten wählte schließlich sechs junge Männer aus und brachte sie in die Mitte des Dorfes, während immer wieder ein Helikopter über die Siedlung flog.
„Der Tag, an dem sie starben, hätte mein Tag sein können. Ich war im Haus. Ich konnte nicht fliehen. Ich habe darüber nachgedacht, aber an dem Tag traf es nicht mich. Ich blieb im Haus, ich habe abgesperrt ab dem Moment, wo ich dachte, es wird gekämpft, weil ich so viele Schüsse hörte“, erinnert sich ein damals junger Mann der Friedensgemeinde, der das Massaker überlebte.
Seit ihrer Gründung 1997 waren Akte des Gedenkens ein wesentlicher Teil der Gemeinschaft. „Erinnern ist Kontakt mit der Gegenwart“ steht auf einem der Schilder beim Haupteingang. Darum sollen die Gedenkfeier des Massakers vom 8. Juli und der Gedenkort selbst uns stets daran erinnern, warnen und mahnen: „Nie wieder!“
Während sich die Mitglieder der Friedensgemeinde mit Schmerzen daran erinnern, wie sie versuchten die sechs Körper im Dorfzentrum zu beschützen, genau da, wo sie später die Gedenkstätte errichteten, denken sie auch an die Leiden der Gegenwart. Rekrutierungen der paramilitärischen AGC in der Region bringen eine große Anzahl von jungen Leuten und ein paar Siedlungen mit bewaffneten Gruppen in Kontakt. Diese sterben dann oft bei Kämpfen oder durch gezielte Tötungen. Oft sind diese „intern“, und dienen zur „Reinigung“ und Sanktionierung. Vor nur drei Wochen wurde ein junger Bewohner der Region getötet und mindestens zwei weitere mussten die Region aufgrund von Drohungen verlassen. Mitglieder der Friedensgemeinde sagen: Die Art der Tötung mag sich verändert haben, aber die Gewalt geht weiter.